Carrierneutralität: Was wirklich damit gemeint ist
Carrierneutralität ist ein häufig gebrauchtes Schlagwort in der Rechenzentrumsbranche. Es wird oft im selben Atemzug benutzt wie Colocation und Konnektivität und gehört zu den vielen Dingen, die Unternehmen bei der Entscheidung für einen Rechenzentrumsanbieter berücksichtigen müssen. Wenn Sie aber jemals in einem Rechenzentrum gearbeitet haben oder sich ein bisschen mit dieser Materie auskennen, wissen Sie sicher, dass sich die Frage, ob ein Rechenzentrum „carrierneutral“ ist, gar nicht so einfach beantworten lässt.
Das Problem liegt darin, dass jeder etwas anderes unter Carrierneutralität versteht. Manche sind der Auffassung, dass Rechenzentrumsbetreiber, die einem Netzbetreiber („Carrier“) gehören, grundsätzlich nicht carrierneutral sein können. Alleine durch die Eigentumsverhältnisse kann doch die Neutralität nicht mehr gewährleistet sein, oder? Falsch. So lange der Betreiber des Rechenzentrums es jedem Kunden überlässt, welchen Carrier er innerhalb des Rechenzentrums nutzt, ist es „carrierneutral“.
Aber nicht nur die Definition von Carrierneutralität ist umstritten – auch über die Anzahl und Vielfältigkeit der Carrier herrscht Uneinigkeit. Viele Betreiber von Rechenzentren behaupten, dass den Kunden in ihren Rechenzentren 100 oder sogar 200 Carrier zur Auswahl stehen. Aber sind das alles wirklich echte Netzbetreiber? Oft stellt man fest, dass es sich bei den meisten lediglich um Serviceprovider handelt. Carrier stellen auch das Telekommunikationsnetz oder die Verbindungen zum Rechenzentrum bereit, was bei Serviceprovidern nicht der Fall ist.
Wie viele Carrier braucht man also wirklich, um die eigenen geschäftlichen Anforderungen zu erfüllen? Ich schätze, höchstens ein halbes Dutzend. Lassen Sie sich also nicht zu sehr von großen Zahlen beeindrucken. Was wirklich zählt, ist, dass der Betreiber des Rechenzentrums die richtigen Carrier und die richtigen Verbindungen nutzt. Der Betreiber muss in der Lage sein, Sie beim zukünftigen Wachstum ihres Unternehmens zu unterstützen und dabei eine robuste und sichere Infrastruktur bereitzustellen.
Um das zu entscheiden, muss man auch die Zugangspunkte und die Glasfaseranbindung des jeweiligen Rechenzentrums berücksichtigen. Bevor Sie also übereilte Entscheidungen treffen, halten Sie lieber einen Moment inne, schauen Sie sich an, was hinter den Zahlen steckt, und konzentrieren Sie sich auf den Zugang zu den Carriern, den das Rechenzentrum bietet. Denn schließlich nützt es überhaupt nichts, wenn ihr Provider zwar viele verschiedene Carrier nutzt, diese aber über ein und denselben Zugangspunkt mit dem Rechenzentrum verbunden sind. Falls dieser eine Zugangspunkt ausfällt, steht der gute Ruf ihres Unternehmens auf dem Spiel.