Das digitale Ökosystem – Wie wir eine Arbeitswelt schaffen, die Netzwerk und Menschen verbindet
- Das Homeoffice verändert Netzwerk-Strukturen
- Moderne Netzwerke brauchen eine zuverlässige Sicherheitsstrategie bis zum Netzwerkrand
- Dezentrales Arbeiten gelingt nur, wenn auch psychische Auswirkungen in den Blick genommen werden
Nie gab es ein besseres Beispiel für die Macht des digitalen Ökosystems als die Pandemie. Vor zehn Jahren wäre die schnelle Transformation, die wir alle durchlaufen haben, nicht möglich gewesen. Es war keine leichte Aufgabe, Unternehmen am Laufen zu halten, während ihre Mitarbeiter nach Hause geschickt wurden, um von dort aus zu arbeiten. Aber wir haben entdeckt, dass wir in einer Welt, in der wir weniger pendeln oder Geschäftsreisen unternehmen müssen, hochproduktiv sein können. Das Arbeitsleben ist weitergegangen und ich denke, man kann sagen, dass wir besser damit zurechtgekommen sind, als die meisten von uns erwartet haben. Doch bei rasanten digitalen Umwälzungen gibt es noch viele Dinge, die optimiert werden müssen, damit wir alle von dieser digitalen Welt profitieren.
Es ist klar, dass die Pandemie-Situation weiter anhält, aber unklar wie lange genau. Deshalb denken viele Unternehmen darüber nach, wie sie sich für die fortlaufende Transformation in der mittelfristigen Zukunft aufstellen. Im Fall der Wissensarbeiter ist offensichtlich, dass es keine Rückkehr zum Status quo des „business as usual“ geben wird. Die meisten Menschen wollen nicht zu einer Vollzeit-Büroumgebung von Montag bis Freitag zurückkehren
Veränderungen bei Colt
Das ist in unserem Unternehmen und in der Telekommunikationsbranche im Allgemeinen nicht anders. Es war ein Privileg, die Veränderungen zu unterstützen, wie wir es getan haben und dazu beizutragen, wichtige Dienste für die Wirtschaft während einer beispiellosen Zeit am Laufen zu halten. Aber jetzt müssen wir unsere Organisation und unsere Branche weiter optimieren, damit wir mit der neuen digitalen Welt und den neuen Arbeitsweisen Schritt halten können. Ein großer Teil davon wird sein, weitere Intelligenz in unsere Arbeit einzubauen. Das bedeutet nicht nur den Einsatz von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen. Wir wollen besser darin werden, zu erkennen, wie Kunden unser Netzwerk nutzen und im nächsten Schritt proaktiver, um sie bei der Optimierung ihrer Abläufe zu unterstützen.
Veränderungen in Netzwerk-Infrastrukturen
Unternehmen werden nie wieder so aussehen wie vor der Pandemie. Wir werden daher den Infrastrukturteil unseres Geschäfts überdenken müssen. Beispielsweise wird der Netzwerkrand, die Edge, immer wichtiger. Aber auch Technologien wie 5G werden in der neuen Netzwerklandschaft eine Rolle spielen. Wo wir früher große Gebäude in Metro-Netzen miteinander verbunden haben, ist das künftig nicht mehr der Fall, da die Belegschaften verteilter sind denn je. Das müssen wir bei unseren Planungen berücksichtigen. Wir brauchen eine bessere Anbindung von Homeoffices. Mit Endkundenlösungen haben wir uns durch die ersten Phasen der Pandemie beholfen, aber wir alle wissen, wenn Familien Zoom, Google und Netflix gleichzeitig nutzen, bricht das Heimnetzwerk zusammen. Wir müssen untersuchen, wie Software Defined Networking (SDN) dabei helfen kann, den heimischen Breitbandanschluss zu verbessern.
Die neue Arbeitsdynamik legt einen größeren Schwerpunkt auf Glasfaser in Rechenzentren und auf Technologien wie SDN und NFV. In einer Welt, in der 30 Prozent von uns zu jeder Zeit von zu Hause aus arbeiten, werden auch die ISPs extrem wichtig. Die neue Arbeitswelt erfordert darüber hinaus eine große Veränderung in der Bereitstellung von Diensten und in der Art und Weise, wie SLAs funktionieren, da das NOC effektiv nach Hause verlegt wird. Neue SLAs, die einen CIO in die Lage versetzen, seine Mitarbeiter bei der Arbeit zu unterstützen, können keine Komplexität und Kleingedrucktes enthalten, das nur Spezialisten verstehen können. Wir brauchen erfahrungsbasierte SLAs. Zuhause ist man an Point-und-Klick-Technologie gewöhnt und daran, dass Lieferungen innerhalb von nur zwei Stunden eintreffen. Genau das brauchen wir auch bei Kommunikationsdiensten und der Cloud-Migration. Diese Technologien müssen On-Demand sein, mit einer Kapazitätsflexibilität, die es ermöglicht, Dienste hoch- und runter zu skalieren.
Herausforderung Sicherheit
Ein weiteres kritisches Element der neuen digitalen Umgebung ist die Gewährleistung der Sicherheit von Netzwerken und der von ihnen übertragenen Daten. Dies ist eine Herausforderung, die alle Teilnehmer des digitalen Ökosystems gemeinsam angehen müssen. Wir wissen, dass in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Kriminalität zunimmt. In den unsicheren Zeiten einer Rezession nutzen Angreifer Ängste und bereits gestörte Verhaltensmuster aus. Im aktuellen Rezessionsklima haben die Auswirkungen von Covid-19 die Netzwerkmuster bereits bis zur Unkenntlichkeit verändert, und Schwachstellen damit möglicherweise stärker als sonst offengelegt. Viele Mitarbeiter arbeiten von Zuhause und signifikante Sicherheitslücken entstehen in einer Zeit, in der viele Sicherheitsteams stark beansprucht werden. Dies ist eine Herausforderung, die wir nicht ignorieren können, denn es stand noch nie so viel auf dem Spiel. Unternehmen müssen handeln, indem sie die Sicherheit in die Struktur des Netzwerks einbetten, am Netzwerkrand, in den Anwendungen und auf den Endgeräten.
Der Faktor Mensch
In den Diskussionen über die digitale Wirtschaft und das digitale Ökosystem dürfen wir auch den Faktor Mensch nicht außer Acht lassen. Aus technologischer Sicht ist es wichtig, dass wir sicherstellen, dass die Bevölkerung in ländlichen Gebieten nicht aufgrund schlechter Konnektivität zurückbleibt. Dies ist eine Herausforderung, der sich unsere gesamte Branche bewusst sein muss. Wir dürfen nicht zulassen, dass die aktuelle Situation zu einer stärkeren Diskriminierung von Menschen führt, die keinen oder unzureichenden Zugang zum Internet oder Endgeräten haben, um zuhause produktiv zu sein, weil sie sich diese nicht leisten können.
Wir dürfen auch nicht zulassen, dass diese neue Arbeitswelt, die für viele eine größere Flexibilität bedeutet, einen Innovationsabfluss in unseren Organisationen verursacht. Damit meine ich, dass es sehr schwer ist, die innovative Arbeitsatmosphäre zu replizieren, die entsteht, wenn Menschen physisch in einer büroähnlichen Umgebung zusammenkommen. Ich bin mir sicher, dass wir alle schon an virtuellen Brainstormings teilgenommen haben. Oft entsteht dabei nicht das gleiche elektrisierende Gefühl, wie wenn man mit Kollegen oder Partnern in einem Raum sitzt. Wir müssen also darüber nachdenken, wie wir unsere Arbeitsumgebungen künftig strukturieren, damit wir auch in der neuen Arbeitswelt diese Art der Zusammenarbeit fördern können.
Unternehmen müssen aber nicht nur die Auswirkungen auf Infrastruktur, Bandbreite, Sicherheit und Produktivität berücksichtigen, sondern auch auf das Wohlbefinden der Menschen. Die Themen Isolation und psychische Gesundheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern während der Pandemie sind mir ein großes persönliches Anliegen. Ich bin davon überzeugt, dass wir viele langfristige Auswirkungen auf die psychische Gesundheit als Folge der aktuellen Situation sehen werden. Und ich denke, dass Führungskräfte sich darauf unbedingt konzentrieren sollten. Auch Führung wird in Zukunft anders sein, und um erfolgreich zu sein, müssen die Führungskräfte ein hohes Maß an Empathie besitzen.
Verbindungen verändern die Arbeitswelt
Als ich im Mai 2020 die Rolle des CEO bei Colt übernahm, wurde ich kopfüber in das digitale Ökosystem geworfen und musste schnell lernen, wie wir unsere Kunden, Partner und Beschäftigten in einer Situation am besten unterstützen können, die wir alle zum ersten Mal erleben und für die es noch keine Managementbücher gibt. Ich habe viel über Verbindungen nachgedacht. Dabei ging es nicht nur um die physischen Verbindungen in unserem Colt-Netzwerk, sondern auch um die Verbindungen, die wir untereinander und mit unseren Partnern und Lieferanten haben, die das digitale Ökosystem ausmachen und antreiben.
Das brachte mich dazu, einen Blick ins Innere von Colt zu werfen und mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern darüber zu sprechen, wie sie unsere Organisation verbessern und optimieren würden. Dabei habe ich auch über die wichtigsten Dinge nachgedacht, die schon immer zur DNA von Colt gehörten, und wie wir darauf aufbauen können, um sicherzustellen, dass wir agil genug sind, um Unternehmen auf ihrem Weg in die Zukunft zu unterstützen. Auch wenn es manchmal beängstigend war, gerade jetzt eine Führungsrolle zu übernehmen, war es auch ein echtes Privileg. Colt spielt nicht nur eine entscheidende Rolle im digitalen Ökosystem und wird dies auch weiterhin tun. Ich glaube darüber hinaus, dass wir eine Rolle in einer Branche spielen können, die die Art und Weise verändert, wie die Welt funktioniert und die unsere Arbeitsumgebungen inklusiver, vernetzter und transformativer gestaltet als jemals zuvor.
Keri Gilder, CEO von Colt